Haushalt 2020 – Haushaltsrede von Christoph Goller 12. April 202015. April 2021 Haushaltsrede 2020 Sehr geehrter Herr Bürgermeister von Rekowski,verehrte Bürgerinnen und Bürger, Kolleginnen und Kollegen im Rat,heute ist es wichtiger denn je, all denen zu danken, die sich mit ihremehrenamtlichen Engagement für unsere Gesellschaft und unsere Stadteinsetzen. Ob in Sport, Freizeit oder Kultur, in der Feuerwehr, bei derDLRG um nur einige Bereiche exemplarisch zu nennen. DiesenMenschen sagen wir: DANKE! Bitte setzen Sie ihr Engagement fort undbegeistern Sie die Mitbürgerinnen und Mitbürger für ́s Mitmachen. InZeiten von anonymen Hassmails, Bedrohungen an Leib und Leben undpopulistischen Redenschwingern brauchen wir das menschliche,ökologische und zukunftsorientierte Miteinander. Wir sollten uns mitgegenseitigem Respekt begegnen und behandeln. Stehen wirzusammen für eine offene, demokratische Gesellschaft. Demokratie istkein Selbstläufer!Bündnis 90 / Die Grünen haben sich einem nachhaltigen undverantwortungsvollen Umgang mit den Ressourcen der Stadtverpflichtet. Der Haushalt 2020 ist leider, aus unserer Sicht, immer nochnicht nachhaltig und fit für die Zukunft. Das liegt zum größten Teil an derunveränderten Situation der nicht auskömmlichen Finanzausstattungdurch die Bundes- und Landesregierung. Durch Kürzungen in vielenBudgets und der Erhöhung der Grundsteuer A und B wird uns einhauchdünner Haushaltsausgleich vorgestellt. In der Hoffnung diesenAusgleich über das Jahr zu retten und damit die Haushaltshoheit zurückzu erlangen, wird dieser Haushalt mehrheitlich von den Mitgliedern desRates der Hansestadt Wipperfürth akzeptiert. Nicht so von uns! Der Haushalt wird vom Rat verabschiedet, inclusive dem Stellenplan. DieMehrheitsfraktionen hätten hier jeden Verhandlungsspielraum nutzenkönnen um den Haushalt ihren Vorstellungen entsprechend anzupassen. Wir erkennen den Versuch der Verwaltung, handlungsfähig undunabhängig von dem Haushaltssicherungskonzept zu werden, an. Diesunterstützen wir ausdrücklich und darum sind uns folgende Punkte besonders wichtig: 1.) Durch die Kürzungen in der Substanzerhaltung werden dringendbenötigte Sanierungen in die Zukunft, sprich auf nachfolgendeGenerationen verschoben. Folge: Ein fortschreitender Verzehr desEigenkapitals! Wir können keine nachhaltige Strategie erkennen!Es werden die Baustellen bedient, die am lautesten schreien.Insbesondere unsere Schulen haben in den letzten Jahrendarunter gelitten. Der runde Tisch am kommenden Donnerstag ist,in Blick auf die Schulen, ein erster richtiger Aufschlag! Einmodernes Gebäudemanagement vom Neubau, über eine guteSubstanzerhaltung, sprich regelmäßige Renovierungen, bis hin zurkompletten Sanierung oder rechtzeitigen Ersatzbeschaffung mussimplementiert werden. Dies gilt auch für unsere Straßen. VieleWirtschaftswege sind in den 1950er und 1960er Jahren asphaltiertworden. Sie genügen heutigen Ansprüchen kaum noch. DerAusbau nach Bundesbaugesetz, und die Sanierungen nachKommunalabgabengesetz sind in unseren Siedlungen zumErliegen gekommen. Der Lösungsvorschlag vom Land dümpelt vorsich hin. Die Zeit arbeitet auch hier gegen uns. Wenigstens dasProgramm „Gute Schule“ läuft halbwegs. Deshalb muss der Ansatzfür die Substanzerhaltung deutlich erhöht werden. 2.) Der Klimawandel hat uns endgültig eingeholt. Trotzdem beantragtdie CDU die Ablehnung des Klimanotstandes! Vielleicht einEigentor. Der Verwaltungsvorschlag war ein tragfähigerKompromiss. Durch die langersehnte Besetzung der Stelle derKlimaschutzmanagerin sind wir jetzt endlich einen Schritt weitergekommen. Viele Dinge sind liegengeblieben, wir setzen auf einezügige Abarbeitung des integrierten Klimaschutzkonzeptes.Vorschläge gibt es genug. Ein erster konnte eben unterTagesordnungspunkt 1.4.3. auf den Weg gebracht werden. Hieroffenbart sich, dass bei der Umsetzung der WipperfürtherBauprojekte durch das RGM eine deutlichere Aufgabenstellungerfolgen muss. Leider wurde auch das Budget für den Klimaschutzgekürzt. Unsere neue Klimaschutzmanagerin wird Ausdauerbeweisen müssen. Klimaschutz ist der Maßstab unseres Handelns.Ich hege die Hoffnung, dass unsere Kinder mit der „Friday forFuture“ Bewegung auch tatsächlich Verantwortung übernehmen.Vielleicht verringert sich dadurch der Elternspezialverkehr an denSchulen und Kindergärten. 3.) Pläne und Konzepte sind eine tolle Sache. Es kommt darauf an,wie sie umgesetzt werden. Ob Kindergartenbedarfs- undSchulentwicklungsplan, Raumkonzepte für Schulen undVerwaltung, Personal- und Friedhofsentwicklungskonzept. Allesprima? Mitnichten! Die Erkenntnisse aus diesen Konzeptenermöglichen eine strategische Entwicklung von Wipperfürth zugenerieren. Wohin wollen wir und was können wir uns tatsächlichleisten? Welche Projekte gehen wir an? Dann gibt es auch nochVerkehrs- und Radwegekonzepte! Vielleicht lernen wir darausöfters mal mit dem Rad zu fahren oder den ÖPNV zu benutzen.Mobilität wird uns auch zukünftig beschäftigen. Pläne für eineSüdumgehung finden sich nicht in den Konzepten! 4.) Der Umbau der Innenstadt ist auf der Zielgeraden angekommen.Der fast fertig gestellte Marktplatz vermittelt schon sehr gut diezukünftige Aufenthaltsquallität. Wir freuen uns darauf und hoffenauf gutes Wetter zur offiziellen Eröffnung. Dann muss auch zeitnahdie endgültige Sperrung für den Individualverkehr beim DMerfolgen. Die abschließenden Bauabschnitte „An der Stursbergs-Ecke /Untere Straße“, werden dann bis Mitte 2021 umgesetzt. Durch denBau eines großen Regenwasserkanals in der Unteren Straße kanndie Verwaltung einen Knackpunkt bei der Vorsorge umStarkregenereignisse entschärfen. Eine große Herausforderung wird der Umbau des ZentralenOmnibusbahnhofs. Hier setzen wir auf eine zukunftsfähige Lösung.Die neuen Mobilitätskonzepte sind zwingend zu berücksichtigen!Viele Akteure spielen im Hintergrund eine wichtige Rolle, auch beider Finanzierung. Förderrichtlinien der unterschiedlichstenFördertöpfe wollen unter einen Hut gebracht werden. Eigenmittelmüssen bereitgestellt werden. Welche Aus- oder Umbauvarianteletztlich zur Ausführung kommt, muss für eine breite Mehrheittragfähig sein. Ein transparentes Verfahren stellt dies sicher. DieKommunikation mit der Bürgerschaft wird eine großeHerausforderung. 5.) Bei den Flächen für Gewerbe und Industrie ist das Gespräch mitden Eigentümern von Alt- und Brachstandorten zu suchen. Hierkann durch Tausch, Reaktivierung und Verlegung von Betriebenein großes Potential gehoben werden. Mit einemmaßgeschneiderten Planungsrecht versehen, werden so attraktiveStandorte in eine vorhandene Infrastruktur eingebunden – auchmehrgeschossig. Die ressourcenschonende Weiterentwicklung dervorhandenen Flächen muss Vorrang haben vor neuen Flächen aufder grünen Wiese. Gleiches gilt für Wohnbauflächen. Durch dieSchaffung von kleineren, barrierefreien Wohneinheiten an zentralerStelle könnten ältere und vielleicht alleinstehendeGrundstückseigentümerinnen und Grundstückseigentümerbewogen werden, ihre angestammten Wohnungen oder Häuser annachfolgende Generationen zu übergeben. Viele vernünftigeLösungen sind hier denkbar. Eine realistische Bewertung derImmobilie, und die Möglichkeit jungen Familien aus dem Ort einePerspektive zu bieten, sind unser Ziel – im Zentrum und auf denDörfern. Die Stadtverwaltung dient als Vermittler zwischen denGenerationen. Dies ist eine demographische Herausforderung! 6.) Die weichen Standortfaktoren rücken zukünftig noch mehr in denVordergrund. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern sowie derenFamilien wollen wir ein vielfältiges Angebot an Sport, Freizeit undKultur sowie ein geselliges Vereinsleben für Jung und Alt bieten.Die Kulturstiftung „Wir Wipperfürther“ mit der „Drahtzieherei“ undden anderen Säulen ist unverzichtbar. Hier nochmal ein Dank analle Wipperfürther Gruppen und Vereine.Eine umfassende und qualitativ hochwertige Kinderbetreuung vomKleinstkind bis zu den Jugendlichen gehört ebenso dazu. Flexibleund verlässliche Betreuungsangebote bieten Familien und denortsansässigen Unternehmen Planungssicherheit. Dies stärkt denGewerbestandort Wipperfürth! Sowohl für die Unternehmen als auch für die Bürgerinnen undBürger ist der voranschreitende Breitbandausbau ein immerwichtiger werdender Standortfaktor. 7.) Da das InHK bautechnisch fast am Ziel angelangt ist, wird sich derEinzelhandel auch den neuen Herausforderungen stellen müssen.Eine funktionierende Nachfolgeorganisation zum ESW ist dringenderforderlich. Frische Ideen sind gefragt. Der Gestaltungsleitfadenund die Gestaltungssatzung geben einen Rahmen vor, denLadeninhaber und Grundstückseigentümer ausfüllen können.Grundstücksübergreifende, großzügige Ladenlokale könntenrealisiert werden.Moderate Mieten sind lebenswichtig für einen vitalen Einzelhandel.Mietpreise wie in Kölns Innenstadtlagen sind nicht mehrzeitgemäß. Wir fordern ein stärkeres und präsenteresCitymanagement, zu dem ebenfalls dasLadenleerstandsmanagement gehört!Die Stadtbücherei gehört in die Innenstadt. Ein modernesErscheinungsbild als Treffpunkt für soziale Kontakte undLern- und Wissensstandort ist angesagt. Dafür muss es qualifiziertesFachpersonal geben, um Qualität und attraktive Öffnungszeitenrealisieren zu können. Die Stellenausschreibung für denDiplombibliothekar wurde gestoppt, der Haushaltsansatz für eineAnmietung von Räumen fiel dem Sparzwang zum Opfer. Dies istgegen unseren Willen geschehen. Wir protestieren erneut!Auch die BEW muss ihre neuen Geschäftsfelder ebenfalls in derInnenstadt präsentieren. Die Wipperfürther Aufsichtsratsmitgliederdürfen da ihren Einfluss geltend machen.Das Stadt-Marketing und die Tourismusaktivitäten sind jetzt amMarktplatz verortet. Eine gute Entscheidung, die mit Leben gefülltwerden muss! Wir sind auf die Ergebnisse gespannt. 8.) Die interkommunale Zusammenarbeit mit Hückeswagen mussweiter ausgebaut werden. Viele Geschäftsfelder können in einergemeinsamen Verwaltung besser bearbeitet werden.Synergieeffekte bei Personal-, Investitions- und Materialkostensind durch die bestehenden Vereinbarungen ersichtlich. KlareAufgaben und Ziele steuern den Ablauf in den gemeinsamenÄmtern. Probleme wie zuletzt beim RGM dürfen sich nichtwiederholen. Dafür müssen die Verwaltungsvorstände undLenkungskreise sorgen. Weitere Nachbarkommunen habeneventuell auch Interesse an einer Zusammenarbeit. Wir fordern endlich eine vernünftige und nachhaltige Finanzierung derstädtischen Aufgaben. Es muss eine gerechtere Verteilung dergesamten Steuereinnahmen geben. Dieses strukturelle Problem kannunser Kämmerer mit seinem Team genauso wenig lösen, wie derStadtrat oder der Bürgermeister. Trotzdem muss es mittelfristig einelandes- oder bundesweite Lösung geben. Auf Grund der obengenannten Tatsachen ist der Haushalt nicht nachhaltig undzukunftsorientiert. Wir lehnen ihn erneut ab! Aber: die Stadt musshandlungsfähig bleiben, dazu stehen wir! Die gemeinsame, offene und unvoreingenommene Auseinandersetzungaller rechtsstaatlichen Parteien wird die Wipperfürther-Themen zumErfolg führen. In diesem Sinne!Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Christoph Goller